FST Riesengebirge 2015

Wir haben beschlossen, bei der Skizunft eine Skitourentradition aufzubauen. Daher haben wir (9 unentwegte Frauen mit Langl?ufern bzw. Backcountry-Skiern) uns verabredet, das Riesengebirge auf eine neue Art zu erkunden. Erkl?rtes Ziel war es, jede Baude auszuprobieren, mindestens alle 1,5 h Stunden Kaffee zu trinken und die besten Heidelbeerkn?del des Riesengebirges zu k?ren. Kilometer wurden bewusst nicht gez?hlt, das Tempo spielte keine Rolle.

Samstag

Die Bahn hat uns erst einmal halbwegs ordentlich nach Zittau und weiter nach Liberec gebracht und dort haben wir problemlos ein Anschlussticket bis Harrachov bekommen (f?r die Zunkunft: Das Sachsen-B?hmen-Ticket gilt nur bis Tanvald). In Harrachov standen zwar Busse bereit, aber nicht f?r uns. Wir haben erst einmal die Skier geschultert und sind ca. eine gute halbe Stunde zu Fu? zum Loipeneinstieg gegangen. Schnee lag ?berall, deutlich mehr als letztes Jahr und die Berge schienen nicht v?llig im Nebel zu liegen. Erstes Ziel war die Vossecker Baude, die wir gegen 16.00 Uhr und einigen H?henmetern auch tats?chlich erreicht haben. Der wundersch?ne H?henweg lag allerdings im Nebel, die Schutzh?tte am h?chsten Punkt war kalt und nur der herrliche Pulverschnee entsch?digte etwas, wobei er ziemlich an den Skiern klebte. Naja bergauf nicht weiter tragisch. Die unentwegten Wachsskil?uferinnen hatten sich von ihren M?nnern die Skier pr?parieren lassen ? da ist Vorsicht geboten. Evi und Sabine hatten jedenfalls kein Stollenproblem. Der Schlussanstieg zur Vossecker Baude steckte dann v?llig im Nebel, Sicht gleich 0. Die beste Toilettenaussicht des Riesengebirges blieb uns verschlossen. Der Wirt verdonnerte uns erst einmal zu einem Bier, er k?nne jetzt noch nicht das Zimmer zeigen. Na gut, wenn es sein muss. Die ersten Koffolas fanden auch ihre Abnehmerinnen und nach ordentlichem Ausf?llen der Anmeldebescheinigungen (mit Personalausweisnummer!) durften wir auch aufs Zimmer. Das war gro?, bot Platz f?r uns alle und besa? einen urgem?tlichen Charme. Leider lag es ?ber dem Raucherzimmer im Erdgeschoss. Es wurde also nachts gut gel?ftet. Die Betten waren bequem und die Dusche funktionierte entgegen meinen Erfahrungen von vor zwei Jahren sogar mit warmen Wasser.

Abends gab es ein drei G?nge-Menu und anschlie?end wollten wir nur noch am Kamin was Kleines trinken. Eine andere M?nnergruppe hatte inzwischen einen Klavierspieler aufgeboten und ein weiterer Tourist hatte sich eine Gitarre geschnappt. Es folgte ein super Konzert der beiden, die alle Texte auswendig beherrschten. Wir haben bei den internationalen Liedern flei?ig mit „nana“ mitgegr?lt, und wurden aufgefordert, ebenfalls was beizutragen. Tja, deutsches Liedgut hatte keine so richtig parat , uns fiel nur die Biene Maja von Karel Gott ein. Die haben wir deutsch und tschechisch gesungen! N?chstes Jahr m?ssen wir vorher Texte und Melodien pauken!.

Sonntag

Nebel, der nach dem Aufstehen allerdings etwas lichter zu werden schien. Die Meute musste ein bisschen auf Trapp gebracht werden, aber alle erschienen p?nktlich zum Fr?hst?ck. Die Rechnung ergab eine sehr erfreuliche Zahl ? Reisen in Tschechien erlaubt noch einen halbwegs guten Lebensstil! Inzwischen hatten sich die Wolken aber anders entschieden und die Vossecker Baude wieder eingeholt. Also Plan B, statt auf den Kamm etwas weiter unterhalb zu Elbe-Baude. Das gemeinsame Tempo musste noch gefunden werden, die Elbe-Baude haben wir dann aber zusammen entdeckt. So einfach war es nicht, der Nebel wurde immer dichter, der Wind st?rker. Also gab es den ersten Kaffee in der Hoffnung auf Wetterbesserung. Kurze Zeit sp?ter kam auch der Klavierspieler mit seinen Begleitern und wollte offensichtlich mit uns in Kontakt treten, aber die drei Jungs sind auf einer anderen Route nach Harrachov zur?ck gefahren. Die armen Kerle mussten am Montag wieder arbeiten. Unsere Hoffnung auf Wetterbesserung wurde indes entt?uscht, die Wolken lichteten sich nicht. Wir sind deshalb irgendwann doch los und auf Skiern ca. 20 m runter, ?ber eine eher schm?chtige Br?cke und auf der anderen Seite wieder hoch. Weiter ging es zur Martinsbaude. Von der Landschaft haben wir nicht viel mitbekommen ? man sah nichts. Daf?r wurde der Schnee besser. In der Martinsbaude gab es Mittagessen mit erneuter Hoffnung auf Wetterbesserung ? wieder nichts. Weiter ging es zum Spindlerpass, immer noch im Nebel mit viel Wind und unterhalb des Kamms. Spa? machte es keinen, aber wir haben die Erlebachbaude gefunden und die angeschlossene Pension praktisch f?r uns alleine bekommen. Im Restaurant gab es Abendessen und ein sehr leckeres Fr?hst?ck. Die Wetterberichte waren weiter mau, weshalb uns die Damen an der Rezeption f?r den n?chsten Tag eine Alternativroute vorgeschlagen haben. Als es hie?, an der Schneekoppe seien 130 km/h Windgeschwindigkeiten vorhergesagt, haben wir uns entschlossen, diesem Rat zu folgen.

Montag

Wir haben also den Bus nach Spindlerm?hle genommen und sind zu Fu?, an einigen Sportgesch?ften vorbei, erst einmal in der falschen Richtung, dann aber richtig zum Lift an den Planeta gelaufen. Dort galt es die erste Herausforderung des Tages zu bew?ltigen: Lift fahren mit Rucksack und LL-Skiern. Die tschechischen Liftbetreiber hatten Verst?ndnis und den Lift extra langsam gestellt. Oben haben andere Touristen erkl?rt, sie w?rden unsere Variante zum Vorbild und sich am n?chsten Tag ebenfalls den Aufstieg sparen. Nun ging es erst ?ber eine Loipe und dann einen immer schmaleren Pfad durch ein Tal und auf der anderen Seite wieder hoch zur Eulenbaude (Vyrovka Bauda). Skitourenfeeling kam auf ? niemand hat diesen Weg genommen. Die H?tten waren teilweise schon f?r den Sommer verlassen, ab und zu kam die Sonne heraus, von weitem sah man die Schneekoppe und der Wind pfiff heftig, aber nicht unertr?glich. Sp?ten Mittag an der Vyrovka mit Heidelbeerkn?del, Tee etc. und dann 5 km bergab nach Pec pod Snezkou. Unten wurde der Schnee nat?rlich schlechter, aber wir konnten fast bis zum Schluss fahren. Dann mussten alle erst einmal die Skier so anschnallen, dass man damit bequem laufen konnte ? ebenfalls eine neue Erfahrung. Damit sind wir zum Schneekoppelift gestifelt. Erst dachten wir, wir h?tten die letzte Kabine knapp verpasst, aber, oh Wunder, dem war nicht so. Wir konnten noch einen Platz zur Mittelstation buchen, was wir gerne getan haben. Die Alternative w?re ein steiler Hatscher gewesen. Oben wurde der Schnee auch wieder besser und wir konnten zur Decinska Baude gem?tlich abfahren.

Die erwies sich als Treffer: Urgem?tlich, vollgestellt mit altem Kram, engen, warmen Zimmern und einem herrlichen Ofen. Petra wollte f?r alle Schweinebraten bestellen, was allerdings in Heidelbeerkn?deln und allgemeinem Gel?chter endete. Es waren die besten Heidelbeerkn?del des gesamten Riesengebirges.

Dienstag

?bertroffen wurden sie nur noch durch das Fr?hst?ck: Frisch gebackene Br?tchen, selbst gemachter K?se, duftende Kolatschen ? wir haben ordentlich reingehauen. Die Rechnung war ein weiterer H?he- oder besser Tiefpunkt: Ich habe dreimal nachgefragt, ob wirklich alles drauf war, aber das wurde uns best?tigt.

Drau?en wurden wir f?r das Wetter der ersten beiden Tage entsch?digt: Blauer Himmel, glitzernder Schnee und wir fast als erstes unterwegs. Wir haben die Schneekoppe angepeilt und sind dem Pfad durch den niedriger werdenden Wald gefolgt. Die Sonne schien, niemand st?rte die Natur, die B?ume erlaubten traumhafte Ausblicke zur Wiesenbaude, zur Schneekoppe und zu den umliegenden Bergen. Tourenfeeling pur! Unterhalb der Schneekoppe haben wir die Rucks?cke und Skier deponiert und sind zu Fu? nach oben gelaufen. Bedenken, jemand k?nnte etwas klauen, wurden zerstreut: Es war weit und breit niemand zu sehen. Auf der Schneekoppe herrschten zwar nur noch Windgeschwindigkeiten von ca. 70 km/h, die ich immer noch als Orkan empfand. Aber die Sicht war klasse und einen Kaffee haben wir an der Gipfelbutze auch noch bekommen. Nachdem alles ausgiebig fotografiert worden war, ging es wieder bergab zu unserem Gep?ck, das auch wirklich niemand gestohlen hatte. Es ging dann an einem H?henweg unterhalb des Kamms zur n?chsten Baude. Spuren gab es keine, nur Markierungsstangen, eine wundersch?ne Sicht, Wind und glitzernder Schnee. Am Anfang f?hrte der Weg halbwegs eben am Hang entlang, doch sp?ter leicht bergab an einem Hang, der immer steiler und windiger wurde. Die Skitourenherausforderung stieg. Nach einer weiteren Weile erschwerten B?ume und schwerer Sulzschnee die Abfahrt, daf?r lie? der Wind nach. An der H?tte hatten nur noch 5 Frauen zwei gerade St?cke, alle f?rchterlichen Hunger und eine Pause dringend n?tig. Das mit der Baudendichte hat Richtung Polen leider auch schwer nachgelassen.

Es folgte ein letztes St?ck bergauf und bergab und dann eine kleine Pistenabfahrt in Mala Upa ? das Ende der Tour. Ein netter J?ngling in einer Edelbaude schaute f?r uns im Internet die Busverbindung an und tats?chlich, zwei Stunden sp?ter ging ein Bus nach Vrchlabi, den wir anpeilten, der tats?chlich kam und uns auch mitnahm. In Vrchlabi gab es nochmal spannende Momente bei der Quartiersuche ? auch au?erhalb der Saison schien Vrchlabi geradezu mit Boomtowns w?hrend verschiedener Gro?veranstaltungen vergleichbar ? niemand konnte oder wollte an uns Zimmer f?r eine Nacht vermieten. Bis schlie?lich Sabine am Telefon die entscheidende Pension auftat ? mit Fr?hst?ck, Duschen und Zweibettzimmern!

Am n?chsten Morgen ?berzeugte die tschechische Staatsbahn: Niemand streikte, auch am verlassenen Bahnhof von Vrchlabi sa? am Schalter ein leibhaftige Person, kein tschechischer Automat, die uns Tickets zum Spottpreis nach Liberec verkaufte. Ein Schaffner mit roter M?tze und Trillerpfeife verabschiedete uns, wie es sich geh?rt.

Fazit:

Es gibt wenig Sch?neres, als eine sch?ne Skitour

und

Riesengebirge, wir kommen wieder!

Und hier ein paar Ausr?stungsergebnisse: Bew?hrt haben sich Back-Country-Skier mit Schuppen und Stahlkanten. Die unentwegten Wachslerinnen hatten mit st?ndig wechselndem Schnee durch die H?henunterschiede zu k?mpfen.

N?chstes Mal ist ein kleines Liederbuch Pflicht, au?erdem den einen oder anderen Ersatzstock. Mit Klamotten sollte man eher sparsam umgehen. Essen braucht man nicht wirklich, h?chstens als Notration.